Fragen an Gerd Lippold
Ich habe drei Töchter. Zwei Große (27 und 31) und eine kleine, sechsjährige Tochter, die 2016 in die Schule gekommen ist. Außerdem bin ich Opa von vier kleinen Enkeln.
Ich bin gegenüber religiösen Gefühlen und Bindungen aufgeschlossen, bin aber selbst in der DDR in einem nichtreligiösen Elternhaus aufgewachsen und habe auch später nicht zu einer konfessionellen Bindung gefunden. Ich halte mich gleichwohl für einen Menschen, der religiöse Empfindungen und Überzeugungen in hohem Maße respektiert und toleriert.
Ja.
Ich bin Diplomphysiker. Das bin ich aus großer Neugier geworden, aus Lust am Entdecken und Verstehen. Beides ist bis jetzt kein bisschen kleiner geworden. Ich habe mit Begeisterung als Wissenschaftler gearbeitet und Materialien für moderne Optoelektronik und Photovoltaik entwickelt. Seit etwa eineinhalb Jahrzehnten bin ich genau so engagiert auch Unternehmer und führe Technologieunternehmen.
Warum sind Sie bei BÜNDNIS 90/Die Grünen?
Weil ich die Grundüberzeugung lebe, dass wir uns diesen Planeten von unseren Kindern nur geborgt haben. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass sich aus dieser grünen Grundüberzeugung eine richtige und zuverlässige Richtschnur für unser Handeln in allen Bereichen des Lebens und Wirtschaftens ableitet. Diese Erkenntnis ist wichtig, aber sie allein ändert noch nichts. Ich habe gelernt, dass man sie mit vielen Menschen gemeinsam vertreten muss, um die nötigen Mehrheiten für tatsächliche Veränderungen zu erreichen. Deshalb bin ich nicht nur im Kopf und mit dem Herzen grün, sondern auch in der Partei B90/Die Grünen organisiert.
Warum möchten Sie Landtagsabgeordneter werden?
Ich bin glaube, dass ein Mandat im sächsischen Landtag eine besonders gute Möglichkeit bietet, Hebel zu bewegen und als Multiplikator zu wirken. Als Multiplikator für mehr öffentliche Wahrnehmung unserer Grünen Kernthemen und als Hebel für deren Umsetzung.
Insbesondere auf dem Feld der Energie-, Klima- und Umweltpolitik sind nicht nur persönliche Ziele deckungsgleich mit unserer Programmatik – sie finden auch einen breiten Rückhalt bei den Menschen in unserem Land. Das sind doch exzellente Voraussetzungen, um in der parlamentarischen Demokratie, um im Sächsischen Landtag das Bohren selbst dicker Bretter engagiert in Angriff zu nehmen – und damit langfristig erfolgreich zu sein!
Worüber haben Sie das letzte Mal so richtig gelacht?
Über meine damals dreijährige Tochter, die mir erklärte, warum auf der Straße ein Bagger steht: „Der macht bestimmt, die Huggel weg“ – nein, meine Kleine, der macht das Loch zu. Auf der Straße gibt’s doch keine Huggel! – „Na dann lass dich mal überraschen, Papi!“
Der eigene Helmkamera-Film von einem traumhaften Streckenflug mit meinem Gleitschirm hoch oben über den Alpengipfeln. Ansonsten „Forrest Gump“, „Philadelphia“ und Edgar Reitz‘ Familiensaga „Heimat“ und fast alle Filme von Stanley Kubrick.
Alle Bücher von Arthur C. Clark, einige Bücher von Stanislaw Lem, „Der Schwarm“ von Frank Schätzing.
Was war der schönste Moment Ihres Lebens?
Die Geburt meiner jüngsten Tochter, bei der ich – anders als zu DDR-Zeiten – als Papa ganz unmittelbar helfen durfte. Es ist ein so unglaubliches Wunder, wenn ein kleiner Mensch in seine Welt geboren wird.
Welche drei Dinge nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?
Taschenmesser, Tablet mit Sat-Internet, Solarmodul.
Mitten im Pazifik, auf Big Island, Hawaii. Dort, nachts auf dem Mauna Kea unter einem unglaublichen Sternenhimmel stehend, der aussieht, als hätte jemand eine Handvoll Gries über schwarzen Samt gestreut, fühlt man sich sehr klein in Zeit und Raum – und doch unglaublich groß, weil man WEIß, wie klein man ist. Außerdem hat dort oben meine heutige Frau „Ja“ zu meinem ganz altmodischen Antrag gesagt und hat dafür einen Strauß aus Schneebällen bekommen.
Welcher Philosoph wären Sie gerne?
Ehrlich gesagt gar keiner. Als Physiker mag ich die Möglichkeit, die Natur fragen zu können, ob meine Überlegungen richtig sind.
Welches Tier wären Sie gerne?
Mein Kater. Dem geht’s einfach königlich.
Mein Vorbild setzt sich zusammen aus einer Reihe von besonderen Menschen, die ich kennen lernen durfte. Von jedem die am meisten bewunderte Eigenschaft oder Fähigkeit. So bleibt das auch ein Vorbild, das man niemals einholt.
Wie möchten Sie niemals werden?
Oberflächlich, dampfplaudernd und narzistisch. Mag sein, dass die Medienwelt als Triebkraft wirkt, die moderne Politiker heute in solche Richtungen biegt. Dann möchte ich eben kein moderner Politiker werden.
Ideen generieren, Visionen und Strategien entwickeln, die erstaunlich häufig Jahre später tatsächlich zu heißen Themen und Mainstream-Entwicklungen werden.
Was können Sie besonders schlecht?
Na das werde ich doch hier nicht öffentlich verraten. Na gut, ein Stückchen: in einem Chaos den roten Faden zum Aufräumen zu finden.
Was sollte man gegen Nazis tun?
Nichts ist wirksamer gegen Homophobie, als Fremde zu kennen, die dennoch gute Freunde sind.Man sollte homophoben Kleingeistern Gelegenheit geben, fremde Menschen, fremde Länder und fremde Kulturen kennen und schätzen zu lernen. Eine überwältigende Mehrheit der Menschen lehnt primitive, nazistische Weltbilder ab. Das müssen wir den Nazis jeden Tag deutlich zeigen.
Es gibt da einen einsamen, kleinen Bergsee ganz oben in den karnischen Alpen. Das ist mein persönlicher Wohlfühlort. Es fällt mir dort nicht schwer, mich Eins zu fühlen mit der Welt. Am Abend von dort mit dem Gleitschirm hinunter zu schweben ins Tal, das ist genau die passende Rückkehr in die Mühen der Ebene.
Was wollten Sie werden, als Sie 5 waren?
Natürlich ein Sternenflieger – damals in der DDR noch Kosmonaut genannt.
Was wollen Sie im Landtag für Ihren Wahlkreis erreichen?
Nicht nur vor der Wahl unsere guten Ideen zu äußern, sondern die nächsten Jahre präsent zu sein, den Menschen zuzuhören, aktuelle Probleme und Ideen in Fraktion und Landtag zu tragen – so verstehe ich Grüne Wahlkreisarbeit. Und vor Ort Transparenz zu schaffen für das, was in Dresden entschieden werden soll!
Soll der Freistaat seine Sparpolitik fortsetzen?
Grüne wollen einen handlungsfähigen Staat. Wir wollen Verschuldungsabbau und stehen zur Schuldenbremse, die wir mit beschlossen haben. Doch Sparen muss von Investitionen in Sachsens Zukunftspotenzial begleitet werden!
Für welche Schullandschaft in Sachsen stehen Sie?
Ich stehe für wohnortnahe Schulen mit ausreichend Lehrern und Schulsozialarbeitern, für gute Bildungschancen unabhängig von Herkunft und Elternhaus.
Wie klein die Welt ist! Ich setze mich als „Soze“ auch für EE und ein Ende der Kohlennutzung ein. Wir haben uns mal bei der regionalen Klimakonferenz unterhalten. Nun fuhr ich letzte Woche in der Straßenbahn und im Gespräch erfuhr ich, dass ihre Mutter und meine Freundin mit unserem anderthalbjaehrigen Kind unter einem Dach wohnen. Von ihrer Mutter hörte ich auch von dem schweren Schicksalsschlag in Ihrer Familie. Das hat mich betroffen gemacht.