Greenpeace Nordic aus Vattenfall-Bieterverfahren ausgeschlossen?

Greenpeace hat am 2.11.2015 mitgeteilt, durch die mit dem Verkauf der Vattenfall-Kohlesparte beauftragte Citigroup aus dem Bieterverfahren ausgeschlossen worden zu sein.

Nach gründlichem Studium der formalen Interessenerklärung („Statement of Interest“) von Greenpeace Nordic ist die Begründung der Citygroup für den Ausschluss aus dem Bieterverfahren, Greenpeace Nordic beabsichtige nicht als Bieter aufzutreten, nicht nachvollziehbar.

Es ist schleierhaft, wie die Citigroup aus der Tatsache, dass sich bei verantwortungsvoller Betrachtung für die Kohlesparte kein positiver Kaufpreis ergibt, ein mangelndes Bieterinteresse ableitet. Verantwortungsvolle Positionierung als Bieter bedeutet, nicht nur Chancen, sondern auch die wirtschaftlichen Risiken in den eigenen Büchern sehen zu wollen.

Welchen Preis man für eine Erwerbung zu zahlen bereit ist, das hängt von deren Wert und von den miterworbenen Verbindlichkeiten ab. In der Interessenerklärung des Bieters Greenpeace Nordic stehen einem anhand realistischer Ertragsprognosen auf dem Strommarkt errechneten Barwert von etwa einer halben Milliarde Euro sehr viel höhere Verbindlichkeiten gegenüber, die aus Bergbaufolgen resultieren.

Somit kann sich kein positiver Kaufpreis für die Übernahme der Sparte ergeben.

Mehr als einen negativen Kaufpreis kann nur jemand bieten, der entweder die nationalen Klimaschutzziele nicht ernst nimmt und deshalb mit jahrzehntelangem, profitablem Betrieb der schmutzigsten deutschen Kraftwerke rechnet oder der die volle Verantwortung für die Bergbaufolgen nicht ernsthaft einkalkuliert.

Auch die Citigroup, die erst vor kurzem eigene Umwelt- und Sozialrichtlinien beschlossen hat *,  sollte bei diesem Verkaufsprozess verstehen können, dass es hier neben der Kaufpreismaximierung um die Verantwortung der Bieter für Milliarden Tonnen CO2, für die Bergbaufolgekosten und für geordnete Strukturwandelprozesse in den Revieren gehen muss.

Es bleibt dabei, dass Greenpeace Nordic in seiner Interessenerklärung ein realistisches Konzept für Finanzierung und Organisation eines verantwortungsvollen Weiterbetriebes der Vattenfall-Kohlesparte mit klarer Auslaufperspektive vorgelegt hat. Das vorgeschlagene Stiftungskonzept hat seine Leistungsfähigkeit bereits beim Steinkohleausstieg unter Beweis gestellt, der in breitem gesellschaftlichem Konsens stattfindet.

Zu begrüßen ist die Ankündigung von Greenpeace Nordic, den Rauswurf aus dem Bieterverfahren nicht hinzunehmen und – notfalls gerichtlich – um eine faire Chance im Bieterverfahren zu kämpfen. Wenn am Ende über die politische Unterstützung für Alternativen im Bieterverfahren entschieden werden muss, muss die Politik in Schweden und in Deutschland eine Chance zur volkswirtschaftlichen Kostenoptimierung behalten, anstatt nur anhand eines Kaufpreises zwischen nicht nachhaltigen Konzepten wählen zu müssen.

 

* In ihren eigenen Richtlinien sieht die Citigroup im Klimawandel „Eine globale Herausforderung ungeheurer Größenordnung“ und kündigt an, in ihrem Wirken als Bank den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen zu wollen. Deshalb verpflichtet sich die Bank dazu, ihre Finanzierungsaktivitäten im Bereich von Unternehmen, die Kohlebergbau betreiben, zu reduzieren.

http://www.citigroup.com/citi/environment/data/937986_Env_Policy_FrameWk_WPaper_v2.pdf

 

 

 

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