Insolvenz Solarworld – GRÜNE fordern Minister Dulig auf, alles für den Erhalt des Standortes Freiberg zu tun

Insolvenz Solarworld – GRÜNE fordern Minister Dulig auf, alles für den Erhalt des Standortes Freiberg zu tun

Lippold: Hier geht es nicht um die letzte Generation des auslaufenden Tagebaubetriebes, sondern um ein Stück echter Zukunftsfähigkeit in Sachsens Industrie und Forschung.

Zur gestern Abend angekündigten Insolvenz von Solarworld erklärt Dr. Gerd Lippold, energiepolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:

„Dies ist ein trauriger Tag für den Produktionsstandort Freiberg in Sachsen, aber auch für die Bundesrepublik und darüber hinaus für Europa. Bei Solarworld geht es nicht um irgendeine Modulfabrik. Es geht um ein Unternehmen, das entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Rohstoff bis zum fertigen Solarsystem – integriert ist und mit tausenden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen großen Schatz eigener technologischer Kompetenz und Innovation erarbeitet hat. Hier ist mehr bedroht als der jeweilige Produktionsstandort. Hier droht der endgültige Verlust von nationaler und europäischer Kompetenz in einer entscheidenden Schlüsselbranche.“

„Nein, die Photovoltaik ist damit natürlich nicht am Ende. Allein im letzten Jahr ist der globale Markt um etwa 50 Prozent geradezu explodiert. Die Bundesrepublik allerdings, deren Solarindustrie und -forschung einst Technologie-, Markt- und Kostenführer war, hatte 2016 gerade noch 2 Prozent Anteil am globalen Zubau.“
„Das weltweite Wachstum der Solarindustrie hat gerade erst begonnen. Nur Deutschland läuft Gefahr, nicht mehr dabei zu sein, wenn es nach all den Entwicklungsanstrengungen der letzten Jahrzehnte endlich um das Geschäft mit Systemen zur Deckung eines wesentlichen Teils des Energiebedarfs der ganzen Menschheit geht.“

„Die sächsische Staatsregierung, allen voran Minister Dulig müssen sich fragen lassen: Was haben sie im Dialog mit Solarworld im Bund und in der EU unternommen, um auf die sich seit Jahren abzeichnende Katastrophe zu reagieren? Zum drohenden Verlust hunderter Jobs in Freiberg haben wir in den letzten Monaten keine Positionierung aus dem sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA) vernommen, obwohl die GRÜNE-Landtagsfraktion dies erst im März-Plenum des Landtages in einer Aktuellen Debatte zum Stand der Erneuerbaren Energien in Sachsen angemahnt hatte.“

„Am mangelnden Interesse für die Energiewirtschaft kann es nicht liegen, dass die erneuerbaren Energien in der sächsischen Staatsregierung die Rolle eines ungeliebten Kindes spielen. Bei der Begleitung des Verkaufs der Vattenfall-Braunkohlensparte hatte die Staatsregierung keine Zeit und Mühe gescheut. Selbst Milliardenrisiken für die öffentliche Hand sind im Freistaat nicht zu groß, wenn es ums Festklammern am schmutzigen energiepolitischen Gestern geht.“

„Sind etwa auch die Arbeitsplätze unterschiedlich wichtig? Hier 2.500 in der Braunkohle und dort 2013 noch 16.400 in vielen Betrieben im Bereich der erneuerbare Energien. Neuere Zahlen gibt es nicht, weil das sächsische Wirtschaftsministeriums (SMWA) diese nicht mehr erheben lässt. Auch über die Wertschöpfung etwa in der Zulieferindustrie gibt es im Wirtschaftsministerium kein Interesse an Datenerhebung.“

„Ich fordere Minister Dulig auf: tun sie wenigstens ab sofort alles, um das Know-How, die Forschungskompetenz und möglichst viele Produktionsarbeitsplätze des letzten großen europäischen Solarunternehmens am Standort Freiberg zu erhalten! Unterstützen Sie die Suche nach Fortführungsperspektiven und Investoren mit mindestens demselben Engagement, das Sie für die Braunkohle an den Tag gelegt haben. Denn hier geht es nicht um die letzte Generation des auslaufenden Tagebaubetriebes, sondern um ein Stück echter Zukunftsfähigkeit in Sachsens Industrie und Forschung.“

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